Von Coolcation bis Noctourism

Das Jahr 2026 verspricht enorme Vielfalt. Inlandsreisen boomen, aber auch Fernreisen nach Japan oder Kanada erfreuen sich großer Beliebtheit. Prof. Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des Deutschen Instituts für Tourismusforschung, und Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen und Autor der jährlich erscheinenden Tourismusanalyse, geben Einblicke in aktuelle Trends und verraten, warum auch klassische Urlaubsziele weiterhin das Rennen machen.

Facettenreiches Reiseverhalten

Die Deutschen sind nach wie vor sehr reisefreudig, trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten. Fernreisen, die während der Pandemie beispielsweise kaum möglich waren, werden inzwischen wieder stark nachgefragt, was auch mit einem gewissen Nachholbedürfnis zu tun hat. Gleichzeitig hat der Inlandstourismus weiterhin eine hohe Bedeutung für die Deutschen. Viele Menschen haben in den letzten Jahren Deutschland als Urlaubsland (wieder-)entdeckt, und diese Wertschätzung bleibt bestehen. Außerdem gibt es eine zunehmende Differenzierung der Reisemotive: Neben klassischer Erholung rücken Aspekte wie Authentizität oder Erlebnisqualität stärker in den Vordergrund. Manche Reisende legen Wert auf Regionalität, andere wiederum suchen bewusst das große Abenteuer in der Ferne. Alles in allem zeigt sich bei den Deutschen also ein bunteres, facettenreicheres Bild des Reiseverhaltens als noch vor einigen Jahren, erklärt Prof. Dr. Eisenstein.

Fernreisen stehen hoch im Kurs

Drei wichtige Faktoren, die die große Beliebtheit von Fernreisen erklären können, sind: gute Erreichbarkeit, Erlebnisvielfalt und das Gefühl, etwas Besonderes zu erleben. Fernreisen sind also kein kurzfristiger Hype. Sie sind auf vielen persönlichen Wunschlisten fest verankert und werden auch langfristig gefragt bleiben. Trendreiseziele für 2026 sind vor allem Kanada, Japan und Südafrika.

Japan bietet eine Mischung aus Tradition und Moderne, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Tempel, Geishas, Samurais bestehen neben Hochtechnologie, innovativer Architektur und Popkultur. Das Land der Kontraste bietet zudem für jede Jahreszeit einzigartige Naturerlebnisse, etwa im Frühling die Kirschblüte oder im Herbst die einzigartige Herbstlaubfärbung Koyo.

Aufgrund des massiven Rückgangs der USA-Reisen bei Deutschen erlebt Kanada derzeit einen echten Boom. Darüber hinaus punktet Kanada mit atemberaubenden Landschaften, einem gut ausgebauten Straßen- und Schienennetz sowie pulsierenden Städten wie Toronto, Québec und Vancouver.

Ein weiteres Trendreiseziel ist Südafrika – ein vielfältiges und faszinierendes Land. Neben abwechslungsreichen Landschaften, Savannen, Wüsten, Gebirge und tropischen Stränden, fasziniert Südafrika mit seiner reichen Tierwelt – Südafrika ist die Heimat der „Big Five“ – zahlreichen Nationalparks und einem angenehmen milden Klima.

Kreuzfahrten boomen

Kreuzfahrten gehören längst zum festen Bestandteil des Urlaubsverhaltens vieler Bürger. Sie verzeichnen seit Jahren eine steigende Nachfrage. Der demografische Wandel wird diese Entwicklung weiter verstärken: Nicht nur ältere Menschen verfügen über Zeit, Einkommen und den Wunsch nach Komfort und guter Organisation, erklärt Prof. Dr. Reinhardt. Speziell für Familien bieten verschiedene Reedereien besondere Angebote, die es mit den Preisen in Hotels rund ums Mittelmeer aufnehmen können. Die Branche investiert derzeit massiv in neue Schiffe und nachhaltigere Technologien, da auch sie sich langfristig anpassen muss. Kreuzfahrten in die Karibik, durch das Mittelmeer oder um die ganze Welt stehen bei Urlaubern besonders hoch im Kurs. Auch sogenannte Kreuzfahrtkombinationsreisen, bei denen Flug, Hotelaufenthalt und Kreuzfahrt zu einem Gesamtpaket verbunden werden, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Klassische Urlaubsziele bleiben beliebt

Sommer, Sonne, Strandurlaub – für viele gehört das zur Urlaubsplanung wie das Handtuch auf die Liege am Pool. Auch im kommenden Jahr bleiben die klassischen Reiseziele in Südeuropa beliebt.

Besonders die Türkei, Griechenland und Spanien überzeugen nicht nur mit tiefblauem Wasser und weiten Sandstränden, sondern auch mit attraktiven Flugreiseangeboten und guter Erreichbarkeit.

Auch Reiseziele wie Italien oder Österreich stehen ganz oben auf der Liste.

Es geht vielen also weniger um Exotik als um Erreichbarkeit, Sicherheit und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten.

Inlandstourismus

Mehr als jeder dritte deutsche Urlauber verbrachte bereits 2024 seinen Haupturlaub im eigenen Land – vor allem wegen der Vertrautheit, kurzer Anreisewege und vielfältiger Naturerlebnisse. 

Auch 2026 gehört Urlaub in Deutschland zu den Trendreisezielen

Der Aufschwung des Inlandstourismus ist laut Prof. Dr. Reinhardt auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Dazu gehören die regionale Verbundenheit und die emotionalen Bindungen der Menschen zu ihrer Heimat. Die kurzen Reisewege sparen Zeit und Geld, was ihn besonders für Familien und Reisende mit begrenztem Budget attraktiv macht. Auch die landschaftliche Vielfalt spielt eine wichtige Rolle.
Zukünftig wird der Inlandstourismus auch durch demografische Entwicklungen und den Klimawandel beeinflusst.

Besonders gefragt sind nach wie vor die deutschen Küstengebiete an Nord- und Ostsee, die Alpen oder Regionen mit viel Natur und Erholungswert wie die deutschen Mittelgebirge im Harz.

Kurz- und Städtereisen

Ein weiterer Trend sind Kurzreisen – besonders in europäische Großstädte wie Rom, Barcelona, Budapest, Riga oder Prag. 

Zwei Drittel der Menschen bevorzugen heute mehrere kürzere Reisen übers Jahr verteilt. Städtereisen bieten kulturelle Vielfalt, Abwechslung, lassen sich gut in ein dicht getaktetes Leben integrieren und oft spontan umsetzen. Das macht sie besonders attraktiv – nicht nur für junge Erwachsene, sondern für alle, die regelmäßig neue Impulse suchen, weiß Prof. Dr. Eisenstein.

Kurzreisen und City-Trips passen sehr gut zum modernen Lebensstil. Viele Menschen haben weniger Zeit für lange Urlaube, möchten sich aber öfter kleine Auszeiten gönnen. Dazu kommt die gute Erreichbarkeit. Mit dem Flugzeug oder mit der Bahn ist man schnell in einer europäischen Metropole.

Ein weiterer Punkt ist der hohe Erlebniswert: In kurzer Zeit lässt sich viel Kultur, Gastronomie und Unterhaltung erleben. Social-Media-Inhalte verstärken dies, erklärt Prof. Dr. Reinhardt. Online-Buchungsportale wie die S-Reisewelt machen die Organisation so bequem wie nie zuvor.

Coolcation & Noctourism

Diese Reisetrends 2026 dürfen Sie nicht verpassen:

Es wird cool

Coolcation, also Reisen in kältere Regionen, sind derzeit ein wachsendes Nischensegment, das vor allem Abenteuer- und Naturreisende anspricht.

Ob es sich flächendeckend durchsetzt, bleibt abzuwarten. Angesichts der Tatsache, dass viele beliebte Sommerdestinationen immer stärkeren Hitzebelastungen ausgesetzt sind, ist das Potenzial für kältere Urlaubsdestinationen durchaus gegeben, erklärt Prof. Dr. Eisenstein. Beliebte Urlaubsziele in den Sommermonaten sind die skandinavischen Länder, Island oder Schottland.

Nachteulen aufgepasst

Noctourism ist ein Reisetrend, bei dem das Erlebnis der Nacht im Vordergrund steht und der Aktivitäten sowohl in der Natur als auch in Städten umfasst. Sternenbeobachtung, Nachtwanderungen, nächtliche Stadtführungen oder Safaris, bei denen Tiere erst in der Abenddämmerung aktiv werden, sind nur einige Beispiele.
Noctourism sucht nach authentischen, stimmungsvollen und entschleunigten Erlebnissen in der Dunkelheit, die neue Perspektiven auf bekannte Orte eröffnen. Ein Beispiel dafür sind Reisen nach Finnland oder Norwegen, wo man faszinierende Polarlichter beobachten kann.

Expeditionsschiffsreisen

Ein weiterer Trend sind Expeditionsschiffsreisen, die Abenteuer, Naturerlebnisse und oft auch wissenschaftlich-informative Inhalte miteinander verbinden. Anders als klassische Kreuzfahrten, die vor allem auf Komfort und Erholung in touristischen Regionen setzen, führen Expeditionsschiffsreisen in abgelegenere und oft schwer zugängliche Gebiete wie die Arktis oder Antarktis, Grönland oder Spitzbergen. Der Vorteil: Urlauber sind auf kleineren Schiffen unterwegs, meist sind maximal 100 bis 200 Passagiere an Bord. Immer mit dabei ist ein Expeditionsteam, bestehend aus Biologen, Geologen und Historikern, die Vorträge halten und Exkursionen leiten. Der Reiz: Wandern, Tierbeobachtungen, Kajakfahren, Schneeschuhwandern – all das in entlegenen Gebieten, wo nur wenige Menschen unterwegs sind.